05.12.15
Der Helicobacter Selbsttest und weitere Verfahren zur „Fehlersuche“
Neben dem sehr einfachen, sicheren und schnellen Selbsttest gibt es eine Vielzahl weiterer Diagnose-Verfahren. Eine andere Möglichkeit, HP nachzuweisen, ist der Harnstoff-Atemtest. Der Patient nimmt hierbei ein Präparat zu sich, das Harnstoff mit speziell markierten Kohlenstoffatomen, sogenannten C13-Harnstoff, enthält. Liegt eine Infektion mit Helicobacter pylori vor, spaltet das vom Bakterium produzierte Enzym Urease den Harnstoff und setzt dabei die markierten Kohlenstoffatome (C13) frei. Beim Ausatmen wird gemessen, ob sich C13 in der Atemluft befindet – ist dies nicht der Fall, liegt keine Helicobacter-pylori-Infektion vor. Der Atemtest gilt heute als Standard bei der Nachsorge bereits behandelter Patienten.
- Im Rahmen einer Magenspiegelung kann der Arzt eine Gewebeprobe (Biopsie aus welcher der Erreger in einer Bakterienkultur angezüchtet und nachgewiesen werden kann. Auch der Nachweis des vom Bakterium produzierten Enyzms Urease ist möglich. Darüber hinaus kann man Helicobacter pylori in einer Stuhlprobe feststellen.
- Führt eine Helicobacter-pylori-Infektion zu hartnäckigen Beschwerden, ist eine Therapie mit Medikamenten ratsam. Die eingesetzten Wirkstoffe bekämpfen die Bakterien und sorgen dafür, dass Helicobacter pylori aus der Magenschleimhaut verschwindet (sog. Eradikation). Häufigste Therapieform ist dabei die sogenannte Triple-Therapie.
- Die Triple-Therapie umfasst in der Regel zwei verschiedene Antibiotika, gegen die Helicobacter pylori empfindlich ist. Die antibiotische Behandlung erfolgt mit Clarithromycin und Metronidazol (alternativ Amoxicillin). Das dritte Arzneimittel ist ein Protonenpumpenhemmer, bei dem es sich meist um Wirkstoffe wie Omeprazol, alternativ um Pantoprazol, handelt. Protonenpumpenhemmer sind bei Helicobacter-pylori-Infektion ein wichtiger Teil der Therapie, da sie die Ausschüttung von Magensäure verringern und dadurch den pH-Wert im Magen anheben, was die Beseitigung des Bakteriums unterstützt.
- Eine andere Arzneimittel-Kombination, die bei Helicobacter-pylori-Infektion als Behandlung infrage kommt, ist die Vierfach-Therapie. Sie besteht aus den drei Antibiotika Clarithromycin, Amoxicillin und Metronidazol sowie einem Protonenpumpenhemmer.
- Eine Helicobacter-pylori-Infektion kann sich im Verlauf zu einer Magenschleimhautentzündung sowie zu Magengeschwüren und Zwölffingerdarmgeschwürenentwickeln. Meist jedoch verläuft eine Infektion mit dem Bakterium unbemerkt und ohne weitere Folgen.
- Die sogenannte Triple-Therapie, bei der zwei Antibiotika und ein Protonenpumpenhemmer zum Einsatz kommen, ist in der Regel sehr erfolgreich und beseitigt den Keim vollständig. Allerdings ist es möglich sich später wieder mit Helicobacter pylori zu infizieren.
- Die Helicobacter-pylori-Infektion kann außerdem die Entstehung von Magen- und speziell im Magen vorkommendem Lymphdrüsenkrebs (MALT-Lymphom) begünstigen.
- Da die Übertragungswege für Helicobacter pylori nicht vollständig bekannt sind, können Sie einer Helicobacter-pylori-Infektion nur schwer vorbeugen. Auch stehen derzeit keine wirksamen Impfmöglichkeiten gegen den Erreger zur Verfügung.
- Ist Helicobacter pylori jedoch in Ihrem Magen nachweislich vorhanden, kann je nach Beschwerden und individuellem Befund eine Therapie ratsam sein. Mithilfe einer vollständigen Beseitigung des Bakteriums (Eradikation) können Sie Folgeerkrankungen einer Helicobacter-pylori-Infektion wie etwa Magengeschwüreoder Magenschleimhautentzündungen vorbeugen.
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Im Alter Funktionen des Verdauungstraktes prüfen
Bis zu 60 Prozent aller Altenheimbewohner leiden unter Schluckstörungen. Auch andere Funktionen des Verdauungstraktes sind im Alter beeinträchtigt. Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) rät Ärzten daher, bei Senioren sorgfältig zu prüfen, ob Speiseröhre, Magen und Darm richtig funktionieren. Unbehandelt könnten Schluckstörungen und andere Probleme beim Essen und der Verdauung zu Mangelernährung, Untergewicht und letztlich sogar zu einem vorzeitigen Tod führen, mahnt die Fachgesellschaft.
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„Durch verschiedene Funktionsuntersuchungen sollten Ärzte gerade bei alten Menschen konsequent nach Ursachen für Beschwerden suchen, um Mangelernährung und somit eine Verschlechterung des Allgemeinzustands zu verhindern“, fordert DGVS-Experte Professor Dr. med. Thomas Frieling aus Krefeld. Denn wie alle Regionen des menschlichen Körpers altert auch der Magen-Darm-Trakt: „Vor allem das feine Netz aus Nervenzellen, die die Beweglichkeit von Speiseröhre, Magen und Darm steuern, ist anfällig für Altersveränderungen“, erläutert Prof. Frieling. Hinzu komme, dass viele Erkrankungen im Alter den Darm angreifen.
Zu den häufigsten Altersbeschwerden gehören Schluckstörungen. „Neben der eigentlichen Alterung der Speiseröhre können auch eine verminderte Speichelbildung, schlechte Zähne oder Schleimhautentzündungen den Schluckakt für ältere Menschen zur Qual machen“, erläutert Prof. Frieling. Schluckstörungen treten auch bei neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder infolge eines Schlaganfalls auf. Zur Gefahr werden sie, wenn Betroffene sich verschlucken und der Speisebrei versehentlich in die Luftröhre gelangt: Dies kann eine lebensbedrohliche Lungenentzündung verursachen.
Auch Magen und Dünndarm arbeiten oftmals nicht mehr so gut wie in jungen Jahren. „Der Magen kann weniger Nahrung aufnehmen und die Entleerung ist verzögert“, sagt Prof. Frieling. Ältere Menschen sind deshalb schneller satt, und sie leiden häufig unter Sodbrennen. Dies schädigt die Schleimhaut in der Speiseröhre. Zudem haben viele Senioren nach langjähriger Besiedlung mit dem Magenkeim Helicobacter pylori eine chronische Schleimhautentzündung und leiden häufig unter Übelkeit und Erbrechen.
Auch Medikamente, wie zum Beispiel Magensäureblocker, beeinträchtigen mitunter die Verdauungsfunktionen. „Die Magensäure fördert die Verdauung und tötet Keime ab“, erklärt der Experte. Wird die Magensäure durch Medikamente reduziert, kann es zu einer Fehlbesiedlung des Dünndarms mit Blähungen, Bauchkrämpfen und Durchfall kommen – was die Aufnahme von Nährstoffen über den Darm behindert.
Für die Funktionsuntersuchung stehen den Ärzten verschiedene diagnostische Methoden zur Verfügung. Auch bei hochbetagten Patienten seien Magenspiegelungen, Ultraschalluntersuchungen und Atemtests problemlos durchführbar, betont die DGVS.
Erst wollte niemand den beiden australischen Forschern Marshall und Bildquelle: Fotolia Warren so recht glauben, als sie 1982 ihre Studie veröffentlichten: „Magengeschwüre werden von einem Bakterium hervorgerufen“, so ihre Kernaussage - ein Bruch mit der damaligen Meinung in der Medizin, allein Stress sei Schuld an Magenproblemen. Heute weiß man: Marshall und Warren hatten recht. Nicht zuletzt wurden sie 2005 für ihre Entdeckung des Magenbakteriums Helicobacter pylori (HP) mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Heute weiß man: Das Bakterium ist eines der am weitesten verbreiteten Krankheitserreger überhaupt und der häufigste Grund für Magenkrebs. Welche Beschwerden macht der Keim? Wie steckt man sich an und wie therapiert man eine Infektion? Yahoo! klärt die wichtigsten Fragen zu Helicobacter pylori.
Was macht das Bakterium im Magen?
Eines muss man Helicobacter pylori (HP) lassen - das Bakterium ist ein wahrer Überlebenskünstler: Schließlich lebt HP im Magen, in einer Umgebung ätzender Säure, die das Überleben anderer Organismen unmöglich macht. Nach Infektion hält sich HP deshalb innerhalb der Schleimschicht des Magens auf, weil es dort besser vor der Magensäure geschützt ist. Dort setzt das Bakterium seine Giftstoffe frei, die das Magengewebe schädigen. Unser Immunsystem reagiert darauf mit einer Entzündungsreaktion und es kommt zu einer chronischen Reizung im Magen. Die Folge: Eine Magenschleimhautentzündung.
Wie stark Helicobacter pylori und Magenbeschwerden zusammenhängen belegen die Zahlen: Bei 70 Prozent der Magengeschwüre und bei 9o Prozent der Patienten mit Zwölffingerdarmgeschwüren findet man das Bakterium in der Magenschleimhaut!
Wie steckt man sich an?
Helicobacter pylori ist einer der am weitesten verbreiteten Keime weltweit - in manchen Gebieten sind 9 von 10 Menschen infiziert. Wie man sich mit Helicobacter pyloriansteckt, ist aber noch nicht eindeutig geklärt. Meist infiziert man sich bereits im Kleinkindalter. Vermutlich spielen hier unter anderem Übertragungen über verunreinigte Lebensmittel eine Rolle. Als eine wichtige Infektionsquelle gilt aber der enge Kontakt zwischen Mutter und Kind.
Einer HP Infektion kann man übrigens nicht vorbeugen und trägt man erst einmal HP in sich, dann bleibt es so lange im Magen bis man therapiert wird.
An welchen Symptomen kann man HP erkennen?
Der Magenkeim führt zu unspezifischen Symptomen: Unter anderem berichten Patienten über Magenschmerzen, Druckgefühl, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen. In vielen Fällen macht eine HP Infektion aber überhaupt keine Symptome.
Warum der eine durch HP ein Geschwür bekommt und der andere nicht, steht noch nicht fest. Man weiß aber heute, dass zusätzliche Risikofaktoren wie Nikotin, Alkohol und die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln zusammen mit dem Bakterium ein Magengeschwür begünstigen können.
Helicobacter: Der häufigste Grund für Magenkrebs
Erschreckend aber wahr: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind etwa 60 bis 80 Prozent aller Magenkarzinome auf Helicobacter pylori zurückzuführen. Experten sehen in einer Helicobacter-Infektion sogar inzwischen den wichtigsten Risikofaktor für Magenkrebs!
Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum erhöht sich das Risiko für Magenkrebs bei Infizierten gegenüber nicht Infizierten um das Zwei- bis Dreifache.
Helicobacter pylori jedoch gleich als „Krebsbakterium“ zu bezeichnen und Panik zu verbreiten ist unangebracht. Nicht jedes Helicobacter-bedingte Magengeschwür entwickelt sich zu Magenkrebs. Helicobacter pylori-Infektionen sind außerdem sehr häufig und nur wenige der infizierten Personen erkranken im Laufe ihres Lebens an Magenkrebs.
Wann und wie bekämpft man das Bakterium?
Klagt eine Person über Helicobacter-typische Beschwerden oder besteht der Verdacht auf ein Magengeschwür, dann klärt der Arzt den Verdacht mit einer Magenspiegelung. Dabei entnimmt der Arzt auch Gewebeproben aus dem Magen, die auf Helicobacter getestet werden. Wird das Bakterium nachgewiesen, dann kann es effektiv mit verschiedenen Antibiotika bekämpft werden.
Trotz der möglichen Komplikationen mit HP muss eine Infektion aber nicht zwangsläufig behandelt werden. Bei einer ausgedehnten Magenentzündung mit Beschwerden, einem HP bedingten Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür und bei zusätzlichen Risikofaktoren für Magenkrebs wird jedoch auf jeden Fall therapiert.
Ist Helicobacter pylori wirklich so gefährlich und sollte sich jeder testen lassen?
In Deutschland sind etwa 25 Prozent der Erwachsenen mit HP infiziert. Oft haben die Betroffenen weder Symptome noch dauerhafte Schleimhautentzündungen im Magen. Ein Großteil der HP-Infektionen verläuft sogar ohne Komplikationen. Nur bei etwa 15 Prozent der HP-Infizierten kommt es irgendwann zu einem Geschwür im Magen.
Da Magenkrebs in unserem Land generell vergleichsweise selten ist, wird bislang eine Untersuchung der Gesamtbevölkerung auf das Bakterium von Fachleuten nicht empfohlen. Nur Patienten mit einem Magengeschwür oder regelmäßigen Beschwerden sollten auf eine Helicobacter-Infektion getestet werden.