06.03.19

Die Schilddrüse und Autoimmunerkrankungen
Was ist eine Autoimmunerkrankung?
Eine Autoimmunerkrankung ist eine Krankheit, deren Ursache im körpereigenen Immunsystem liegt. Je nach Erkrankung wird jegliches Gewebe und sämtliche Organe angegriffen. Daher sind ganz unterschiedliche Symptome möglich. Weil man eine Autoimmunkrankheit nicht ursächlich behandeln kann, begleitet sie den Erkrankten meist ein Leben lang. Mit bestimmten Medikamenten kann man die Beschwerden aber in den meisten Fällen lindern.
Wer ist betroffen?
Autoimmunerkrankungen gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Somit sind viele Menschen davon betroffen. Immer häufiger identifizieren Ärzte betroffene Person, was auch daran liegt, dass die Untersuchungsmethoden und damit die Diagnosemöglichkeiten für Autoimmunerkrankungen immer besser werden.
Welche Autoimmunkrankheiten sind bei der Schilddrüse zu befürchten?
Im Fall der Hashimoto-Thyreoiditis kommt es letztendlich zu einer Zerstörung des Schilddrüsengewebes und somit zu einer dauerhaften Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Bei der Krankheit Morbus Basedow führen die Abwehraktivitäten des Organismus hingegen zu einer verstärkten Aktivität der Schilddrüse, also einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose).
Hashimoto-Thyreoiditis – Schilddrüsenunterfunktion
Der japanischen Arzt Hakaru Hashimoto entdeckte die Krankheit erstmals 1912. Somit geht der Name der Krankheit auf seinen Entdecker zurück.
Häufigkeit
- häufigste auf eine Erkrankung der Schilddrüse selbst zurückzuführende Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion
- In Europa betrifft die Erkrankung 1-2 % der Bevölkerung so stark, dass Symptome auftreten
- Bei weiteren 6-8 % kommt es zu einem Verlauf, der nicht mit spürbaren Beschwerden einhergeht, wohl aber durch Laboruntersuchungen nachgewiesen werden kann
- Frauen sind mehr als doppelt so oft betroffen wie Männer
Ursachen
- aufgrund einer Kombination von ererbter (genetischer) Anfälligkeit und auslösenden Faktoren
- schwere Infektionen durch Viren, Stress oder übermäßige Jodzufuhr
- Letztendlich wird das Schilddrüsengewebe durch eine Abwehrreaktion des Organismus gegen die eigene Drüse zerstört
Verlauf und Symptome
- in rund drei Vierteln der Fälle schwach, dass keine eindeutig auf die Schilddrüse hinweisenden Beschwerden auftreten
- bei subklinischen Verläufen Einschränkungen der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität
- anfangs: Unruhe, Herzrasen, Schwitzen, Heißhunger, Gewichtsverlust trotz ausreichender Nahrungszufuhr sowie, bei Frauen, Zyklusstörungen
- im weiteren Verlauf: Kälteempfindlichkeit, vermehrte Wassereinlagerung im Körper, Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Gewichtszunahme oder Haut- und Nagelveränderungen
- vollständigen Zerstörung der Schilddrüse, daher: müssen ab dieser Krankheitsphase die Schilddrüsenhormone lebenslang künstlich ersetzt werden
Behandlung
- nicht heilbar
- fehlende Schilddrüsenhormone durch Tabletteneinnahme
- lebenslange Behandlung
Vorsicht: zu viel Jod kann die Entzündung der Schilddrüse fördern.
Wichtig: Selen, notfalls auch durch künstliche Zufuhr.
Morbus Basedow – Schilddrüsenüberfunktion
Benannt ist die Krankheit nach Carl Adolph von Basedow, der sie als erster in deutscher Sprache beschrieben hat. "Morbus" ist das lateinische Wort für Krankheit.
Häufigkeit
- weltweit häufigste Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion
- Menschen im mittleren Lebensalter, Frauen deutlich häufiger als Männer
Ursachen
- Bildung von Antikörpern, die sich gegen die Schilddrüsenzellen richten
- Erbliche Vorbelastung
- Vorerkrankungen von Typ-1-Diabetes, rheumatoide Arthritis oder eine Glutenunverträglichkeit
- Stress
- Rauchen
Verlauf und Symptome
- Immunzellen bilden Abwehrstoffe (Antikörper oder auch Autoantikörper), die sich gegen Schilddrüsenzellen richten
- Keine Bekämpfung von Bakterien und Viren
- Unruhe, Schlafprobleme, Erschöpfung
- Reizbarkeit
- Herzrasen und / oder Herzrhythmusstörungen
- leichtes Zittern der Finger oder Hände
- gesteigertes Wärmeempfinden (erhöhtes Schwitzen)
- Gewichtsverlust trotz normaler Essgewohnheiten oder gesteigertem Appetit
- vergrößerte Schilddrüse (Kropf)
- Veränderungen im Menstruationszyklus
- Impotenz (erektile Dysfunktion)
- geringeres Lustempfinden (Libidoverlust)
- Durchfall
- hervortretende Augäpfel (endokrine Orbitopathie)
Behandlung
- Medikamente
- Operation
- Radiojodtherapie