26.10.15

Helicobacter: Wenn Ärzte versagen hilft oft ein einfacher Schnelltest
Was Partygäste beim feiern anstellen, passiert einem Mann ganz ohne Zutun: Er ist regelmäßig betrunken und behauptet steif und fest, keinen Tropfen Alkohol anzurühren. Seine Ärzte wollten ihm lange Zeit nicht glauben - ein Fehler, wie sich jetzt herausstellt.
Als der 61-jährige Patient in der Praxis von Dr. C. landet, leidet er bereits seit fünf Jahren an unerklärlichen Beschwerden. 2004 hatten Ärzte ihn wegen eines gebrochenen Fußes operiert, anschließend bekam er Antibiotika. Danach begannen die unheimlichen Symptome: Er war sturzbetrunken, wann immer er zwei Bier trank.
Nun kann man über den Effekt von zwei Bier trefflich diskutieren. Auf der Münchner Wiesn wären das gut eingeschenkt zwei Liter. Doch der Mann beharrt darauf, dass er selbst dann gelegentlich betrunken ist, wenn er überhaupt keinen Alkohol trinkt, schreibt der Spiegel. Die Frau des Texaners ist Krankenschwester und beginnt, die Ausfälle zu dokumentieren. Um ihren subjektiven Eindruck, wann ihr Mann betrunken ist, belegen zu können, schafft sie sich ein Gerät zur Analyse des Atemalkoholanteils an, das auch die US-Polizei für ihre Kontrollen einsetzt, berichtet das Nachrichtenmagazin.
Nach den Angaben der Maschine erreicht der Patient häufig Werte zwischen 3,3 und 4 Promille Alkohol im Blut. Für die beeindruckenden Promillewerte haben der Patient und seine Frau keine Erklärung. Gelegentlich hat der Mann zuvor etwas Alkoholhaltiges gegessen, zum Beispiel eine likörgefüllte Praline. Das erklärt allerdings die Werte weit jenseits der Fahrtüchtigkeitsgrenze nicht. Aus den Aufzeichnungen geht jedoch hervor, dass der Mann häufiger betrunken wirkte und auch war, wenn er zuvor eine Mahlzeit ausgelassen hatte oder Sport gemacht hatte.
Die Episoden der Trunkenheit werden über die Jahre immer schlimmer, berichtet der Spiegel. Im November 2009 wird der Mann schließlich in die Notaufnahme eines Krankenhauses eingeliefert. An diesem Tag hat er keinen Alkohol getrunken, die gemessene Blutalkoholkonzentration liegt bei 3,7 Promille. Die Ärzte behalten ihn 24 Stunden zur Beobachtung im Krankenhaus und behandeln ihn wegen seiner offensichtlichen schweren Alkoholvergiftung. Sie schenken den Beteuerungen, er habe nichts getrunken, keinen Glauben und gehen davon aus, dass er wie viele Alkoholiker heimlich trinkt.
Im darauffolgenden Januar untersucht Dr. C. schließlich den gesamten Magen-Darm-Trakt des Mannes. Abgesehen von seinem speziellen Alkoholproblem hat der Patient zu hohen Blutdruck und zu hohe Blutfettwerte. An Beschwerden mit Magen oder Darm kann er sich nicht erinnern. Dennoch vermutet C., dass der Darm etwas mit den Alkoholproblemen zu tun haben könnte, falls der Mann nicht doch heimlich trinken sollte.
Tests auf Probleme beim Verarbeiten verschiedener Zucker führen nicht weiter. Mit Endoskopen - langen Instrumenten, an deren Ende Kameras sitzen - untersucht C. den gesamten Darm des Mannes. Tatsächlich fördert er dabei Proben zutage, in denen er bei der späteren Analyse fündig wird. Im Magen des Mannes sitzt das Bakterium Helicobacter pylori, das für Magengeschwüre verantwortlich sein kann.