03.01.22

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Kinderwunsch

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Wenn der Wunsch nach einem Kind für ein Paar unerfüllt bleibt, durchleben die Partner eine schwere Zeit. Liegt es an ihr? Liegt es an ihm? Und wenn der Arzt nichts findet: Woran liegt es? Welche Möglichkeiten gibt es, um die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft zu erhöhen? 

Die Medizin: Warum es manchmal nicht (gleich) klappt – und was man tun kann

Mögliche Gründe bei der Frau

Bei Frauen kann eine vorübergehende Unfruchtbarkeit am so genannten PCO-Syndrom liegen, einer Gelbkörperschwäche. Sie liegt dann vor, wenn das Gelbkörperhormon (Progesteron) nicht ausreichend gebildet wird. Es gehört zu den wichtigsten Sexualhormonen der Frau. Die Folge:  Aufgrund geringerer Nährstoffe in der Gebärmutterschleimhaut nistet sich die befruchtete Eizelle nicht ein. Oder die Einnistung vollzieht sich unter schlechten hormonellen Bedingungen. Dies kann zu einem Früh-Abort führen.

Es gibt weitere Ursachen, die mit den Hormonen zusammenhängen. Die häufigste davon ist der fehlende Eisprung, auch als Anovulation bezeichnet.

Behandlungen mit Medikamenten, zum Beispiel Clomifen oder Mönchspfeffer zur Zyklusregulierung, können helfen. Bei der Suche nach den Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch können verschiedene ärztliche Untersuchungen hilfreich sein. Ein Test, der unabhängig vom Arzt zu Hause durchgeführt werden kann, gibt Aufschluß über den Progesteronspiegel.

 Erkrankungen wie eine gestörte Schilddrüsenfunktion oder ein gestörter Insulinstoffwechsel (z. B. bei Diabetes) können ebenfalls für Unfruchtbarkeit verantwortlich sein. Mögliche organische Ursachen für Sterilität sind Defekte der Eierstöcke, Eileiter oder Gebärmutter – zum Beispiel, wenn ein Eileiterverschluss oder eine Verwachsung der Gebärmutter vorliegen. Bei Frauen über 30 treten außerdem häufiger gynäkologische Krankheiten wie eine Endometriose auf. Auch Entzündungen, Infektionen oder Operationen können zu einer Fruchtbarkeitsstörung führen.

Nicht vergessen werden darf, dass für die Fruchtbarkeit der Frau auch das Alter eine Rolle spielt. Ab etwa 35 Jahren verringert sich die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden. Nicht mehr in jedem Zyklus findet ein Eisprung statt. Mit 40, so Experten, ist die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, nur noch halb so hoch wie mit 35.

Bedacht werden muss auch, dass es nach einer jahrelangen hormonellen Verhütung für’s Schwangerwerden eine Wartezeit gibt. Sechs bis zwölf Monate gelten von vorneherein als normal. 

Mögliche Gründe beim Mann

Die biologische Uhr tickt auch bei Männern. Aber nicht so schnell, denn theoretisch bleiben sie noch bis zum hohen Alter zeugungsfähig, wenngleich die Samenqualität nachlässt. Auch beim Mann können allerdings die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch liegen. Denkbar sind anatomische Probleme, Chromosomenstörungen, ebenfalls Hormonstörungen oder früher durchgemachte Infektionen. Die bekannteste davon ist Mumps.

Der häufigste Grund für Sterilität beim Mann ist eine verminderte Spermienqualität – es werden nicht genügend intakte, bewegliche Samenzellen produziert (z. B. OAT-Syndrom). Die Zeugungsunfähigkeit kann durch Krankheiten wie Hodenhochstand, eine Blockade der Samenwege oder eine hormonelle Störung infolge einer Chromosomenanomalie hervorgerufen werden.

Jedes der aufgezählten Probleme kann dazu führen, dass ein Mann zeugungsunfähig wird. Viele Probleme lassen sich aber behandeln. Der Urologe ist hierbei der Arzt des Vertrauens. Für Kinderwunschbehandlungen gibt es reproduktionsmedizinische Zentren und Spezialpraxen. Diese klären auch über die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung auf. 

Das geht beide an: Lebenswandel, Psyche und schlimmstenfalls die Diagnose „Unfruchtbarkeit“

Neben hormonellen oder funktionellen Gründen kann der unerfüllte Kinderwunsch auch seelischer Natur sein. Auch die Psyche spielt bei unerfülltem Kinderwunsch eine Rolle.

Statistiken besagen, dass in bis zu 15 Prozent aller Fälle von ungewollter Kinderlosigkeit keine biologischen Ursachen feststellbar sind. Kommen Körper und Geist nicht zur Ruhe, verhindert der Körper selbst, dass es mit der Schwangerschaft klappt. Dauerstress und permanente Belastungen in Privat- oder Berufsleben können im Extremfall den Hormonhaushalt stören. Dann dreht sich das tückische Karussell: Wird die Frau nicht schwanger, potenziert sich der Stress bei dem betroffenen Paar erst recht. 

Folgende Faktoren gelten beim Wunsch nach einem Kind als abträglich:

Viel Alkohol, exzessiver Sport, hoher Nikotinkonsum, hoher Kaffeekonsum, starkes Über- oder Untergewicht, schwere körperliche Arbeit, Drogen- und/oder Medikamentenmissbrauch, Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Kortison, Blutdrucksenker, Krebsmedikamente), Umweltgifte und Pestizide, negativer Stress, Schichtarbeit (gestörter Tag-Nacht-Rhythmus), Virusinfektionen, Erkrankungen der Schilddrüse, Diabetes, Funktionsstörungen von Niere oder Leber, Tumorerkrankungen, Chemotherapie, Neurologische und psychiatrische Erkrankungen, Depressionen. 

Diagnose Unfruchtbarkeit 

Untersuchungsergebnis „Unfruchtbar“ – Wie verarbeitet man diesen Schock? 

Kinderlosigkeit ist für viele Paare immer noch ein Tabuthema. Häufig schämen sich Betroffene dafür, dass es nicht geklappt hat, leiden unter Minderwertigkeitskomplexen. Die Fragen aus Familie und Freundeskreis, wann „es denn endlich soweit“ sei, verstärken diese Gefühle oft. Paare ziehen sich zurück, meiden soziale Kontakte, erleben Beziehungskrisen und trennen sich manchmal sogar. Manche Paare bedienen sich auch der Schutzbehauptung, keine Kinder zu wollen – eine Flucht in die Lüge!

Betroffenen wird geraten, mit ihrer Umwelt über ihre Probleme, Ängste und Gefühle zu sprechen und psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. In einer Gesprächstherapie lassen sich Gefühle aufarbeiten und eine Perspektive für die Zukunft finden.

Auch wenn Behandlungen und Therapien erfolglos geblieben sind, kann der Wunsch nach einer Familie trotzdem erfüllt werden. In Betracht kommen die Embryonenspende oder – unter bestimmten Voraussetzungen - ein Adoptionsverfahren. Eine Alternative ist die Aufnahme von Pflegekindern auf Zeit oder ehrenamtliches Engagement in Heimen, Kindergärten oder Schulen, sodass die Gestaltung des Lebens auch ohne eigene Kinder zufrieden stellen und erfüllen kann.

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